Wer dabei gewesen ist, weiß, dass ich bei der Verleihung des Phantastikpreis SERAPH für den besten Indie-Titel ziemlich überwältigt war. Schon die Nominierung erschien mir sehr surrealistisch, als ich den Ping auf Instagram erhielt und mich fragte, was denn die Phantastische Akademie von mir will. Denn eigentlich hatte ich „Draußen“ nur eingereicht, weil ich ohnehin Titel des WunderZeilen Verlags eingereicht habe.
Da ich nicht damit gerechnet habe, den Preis auch noch mit nach Hause zu nehmen, hatte ich mich auch nicht in Abendgarderobe geworfen, sondern trug ein Cosplay von Astarion aus Baldur’s Gate 3. Weil mir danach war und ich dann wenigstens cool verlieren würde. Da wir vorher noch Standdienst am WunderZeilen Verlag bzw. WunderZeilen Shop hatten, kamen wir natürlich auch dezent zu spät. Deshalb, und weil ich ja nicht an einen Gewinn glaubte, saßen wir sehr weit hinten.

Ich saß natürlich nicht alleine da, sondern hatte Vinachia Burke, Juliet May und noch einige andere dabei, die sehr viel mehr an mich glaubten. So sehr, dass Juliet mir im laufenden Messebetrieb eine Riesenanfeuerungspappe gestaltete, deren Insider nicht allen zugänglich sein dürften, aber die mich ziemlich genau beschreiben. Und ohne diese Unterstützung hätte ich es wahrscheinlich nicht auf die Bühne geschafft, als mir während der Laudatio plötzlich bewusst wurde, dass Christopher Abendroth da tatsächlich von „Draußen“ spricht. Und für mich wurde eine Frage wichtig: Wie komme ich da eigentlich auf die Bühne? Tatsächlich habe ich schon auf der Bühne gestanden, um Buch-Cosplay Veranstaltungen zu moderieren, aber da betritt man die Bühne aus dem Backstage-Bereich, nicht von vorne. Zum Glück half mir eine nette Frau von der Phantastischen Akademie auf die Bühne, die auch fragte, was ich denn bitte so weit hinten mache.

Was ich dann auf der Bühne bei der Übergabe des Preises gebrabbelt habe, weiß ich auch nicht mehr so richtig, aber ich weiß, wieviel Dankbarkeit ich empfand. Gegenüber der Jury, der Phantastischen Akademie und gegenüber meinen Freund*innen und meiner Familie. „Draußen“ ist nicht perfekt. Es ist im Selfpublishing erschienen und ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht soviel Geld reinstecken wie ich gerne gewollt hätte. Das großartige Cover stammt von Juliet May, lektoriert und korrigiert haben es Menschen aus meinem Umfeld, die auch beruflich mit Text arbeiten. Natürlich hätte es noch besser sein können, aber ich bin einfach glücklich, dass diese Herzensgeschichte und mit ihr auch der Solarpunk diese Anerkennung bekommen hat. Denn diese utopische Erzählung über eine Frau, die die Welt „Draußen“ entdeckt liegt mir einfach sehr am Herzen und sie passt in den Zeitgeist.

Übrigens hatte ich für den Abend der Verleihung ruhiges Chillen und Vorbereitung auf die Buch-Cosplay Events des folgenden Tages geplant. Auf der Bühne erfuhr ich dann, dass ich ja jetzt abends eine Lesung auf der Langen Nacht der Phantastik halten würde. Spontan kann ich ja zum Glück. Leider kam ich wirklich sehr auf den letzten Drücker an, denn die öffentlichen Verkehrsmittel in Leipzig streikten ja an diesem Tag. Wer da war, wird sich erinnern, dass auch ein Taxi zu bekommen schlicht unmöglich war. Zusätzlich hat es auch noch geregnet. Ich trug also meinen SERAPH und mein Leseexemplar (das heute mein offizielles, sehr mitgenommenes „Draußen“-Leseexemplar ist) durch den Regen, begleitet von Vinachia Burke und Cao Krawallo, die für mich ihre abendlichen Pläne über den Haufen warfen, um mich zu begleiten.
Als wäre die Situation nicht schon überfordernd genug, traf ich hinter der Bühne auch noch Mikkel Robrahn, FrangioRolls und Theresa Hannig, die ich in einem Fangirl-Moment erstmal bei ihrer Vorbereitung zur Lesung gestört habe. Ich werde nicht vergessen, dass Noah Martin mich über ihre eigene Begeisterung für Baldur’s Gate 3 ankündigte … ich hatte ja immer noch mein Astarion Cosplay an. Auch die Lesung – meine allererste – brachte ich ganz gut hinter mich, obwohl rote Kontaktlinsen und Bühnen-Beleuchtung sich nicht vertragen.
Was übrig bleibt, sind Erinnerungen, von denen ich mein Leben lang zehren kann, an einen großartigen Abend und daran, dass der Traum vom Schreiben kein Traum bleiben muss. Dass es zwar immer Menschen geben wird, die an dem rummäkeln, was man geschaffen hat, aber letztlich es darum geht, es gewagt zu haben. Etwas zu schreiben, zu veröffentlichen und einzureichen. „Draußen“ wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen, da es der Beweis ist, dass eine Geschichte, hinter der man steht, es ins Scheinwerferlicht schaffen kann, egal, wie weit vom Mainstream sie steht. Vor allem, wenn man Freund*innen und Familie hat, die hinter einem stehen.
